Hiroshima - Links zum Thema |
Hiroshima
peace site |
|
Verschiedene
Informationen zu Hiroshima |
|
Hiroshima |
Der den Tod auf Hiroshima warf |
Ging ins Kloster, läutet dort die Glocken. |
Der den Tod auf Hiroshima warf |
Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich. |
Der den Tod auf Hiroshima warf |
Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab |
Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich, |
Auferstandene aus Staub für ihn. |
b |
Nichts von alledem ist wahr. |
Erst vor kurzem sah ich ihn |
Im Garten seines Hauses vor der Stadt. |
Die Hecken waren noch jung und die Rosen- büsche zierlich. |
Das wächst nicht so schnell, dass sich einer verbergen könnte
|
Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war |
Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau |
Die neben ihm stand im Blumenkleid |
Das kleine Mädchen an ihrer Hand |
Der Knabe, der auf seinem Rücken saß |
Und über seinem Kopf die Peitsche schwang. |
Sehr gut erkennbar war er selbst |
Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht |
Verzerrt von Lachen, weil der Photograph |
Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt. |
(Marie Luise Kaschnitz)
|
Gedichtinterpretation eines Schülers
Interpretation: "Hiroshima" - Marie Luise Kaschnitz Das Gedicht
"Hiroshima" stammt von Marie Luise Kaschnitz. Sie wurde am 31.1.
1901 als Offizierstochter in Karlsruhe geboren. In ihren Gedichten
verbindet sie christlich-humanistisches Erbe mit moderner Problematik
(in diesem Fall mit dem Atom Bomben Abwurf auf Hiroshima am 6.
August 1945). Im Jahr 1974 starb Marie Luise Kaschnitz. Bei dem
ersten Lesen merkt man sofort, daß das Gedicht im Vergleich mit
anderen eher realistisch geschrieben ist, obwohl es fiktiv ist.
Das Gedicht handelt von einem Mitglied des Bombers, der die Atom
Bombe abwarf. Es ist in zwei Strophen geteilt, die erste mit acht
und die zweite mit fünfzehn Versen. Inhaltlich behandelt die erste
Strophe die Vermutungen über den momentanen Seelenzustand des
Bomberpiloten. Der erste Vers leitet dabei schon in die Thematik
ein "Der den Tod auf Hiroshima warf". Der folgende Vers gibt dabei
die Vermutung Preis "ging ins Kloster, läutet dort die Glocken".
Der erste Vers wird in den darauf folgenden Versen noch zweimal
wiederholt um ihn zu verdeutlichen und ihn hervorzuheben. Die
erste Strophe zeigt jedoch noch nicht, daß der Inhalt unwahr ist.
Mit dem ersten Vers der zweiten Strophe wird dann klar gemacht,
daß die erste Strophe nur Vermutungen äußerte. Die zweite Strophe
schildert wie das lyrische Ich das Bomber Mitglied vor kurzem
im Garten gesehen hat. Der Garten des Hauses besitzt nur einige
Rosenbüsche zur Abgrenzung und besitzt keine hohe Hecke. In Vers
14 kommt dann ein Bild "[...] ,daß sich einer verbergen könnte
im Wald des Vergessens.", damit ist vermutlich gemeint, daß er
sich nicht in seinem Haus verbergen kann und das in absehbarer
Zeit der Abwurf der Atom Bombe wohl nicht vergessen wird. Er scheint
zwar auf den ersten Blick glücklich zu sein, daß sieht man in
Vers 14 - 19. Doch die scheinbare Idylle von Frau, Mädchen und
Junge wird in Vers 19 schon etwas in Zweifel gezogen "und über
seinem Kopf die Peitsche schwang". Die Peitsche wirkt zwar nur
wie ein Spielzeug des Jungens, doch sie stellt ebensoviel Bedrohung
da, sie leicht auf den Bombenwerfer nieder gehen könnte. In den
folgenden Versen bis zum Ende wird, dann noch einmal verdeutlicht,
daß die Situation nicht vollständig natürlich ist. Denn scheinbar
wird das Lachen nur für die Photographen gezeigt "[...] das Gesicht
verzerrt vor Lachen, weil der Photograph hinter der Hecke stand
[...]", vor allem der Ausdruck "verzerrt" stellt heraus, daß das
Lachen nicht aus Spaß, sondern eher aus Zwang und Not entsteht.
Der Photograph stellt in dieser Situation "das Auge der Welt"
dar, denn er schildert der Außenwelt die Gefühle des Bombenwerfers.
Abschließend wäre zu sagen, daß dieses Gedicht die mögliche Gefühlskälte
der Bomber Crew darstellt, allerdings ist die Gefühlskälte nicht
bewiesen, den in den letzten Versen wird geschildert, daß das
Lachen verzerrt und nur für die Außenwelt ist, im tiefsten inneren
könnten die Mitglieder der Bomber Crew trotzdem sich Vorwürfe
machen, wie es in der ersten Strophe beschrieben wird. Letztendlich
bleibt jedoch dem Leser selbst über lassen wie er die Situation
im Garten deutet.
|
Wishful thinking - Hiroshima |
Hiroshima
There's a shadow of a man at Hiroshima where he passed the moon.
In a wonderland at Hiroshima beneath the August moon. And the
world remembers his face, remembers the place was here. Fly the
metal bird to Hiroshima and the way a load. Speak a magic word
to Hiroshima, let the sky explode ! And the world remembers his
name, remembers the flame was Hiroshima.
|
Es gibt den Schatten eines Mannes in Hiroshima, wo er den Mond
überholte. In einem Wunderland in Hiroshima unter dem Augustmond.
Und die Welt vergißt nicht sein Gesicht, vergißt nicht, daß hier
der Ort war. Flieg den Metallvogel nach Hiroshima, den ganzen Weg
mit seiner Last. Sprich ein Zauberwort zu Hiroshima, laß den Himmel
explodieren ! Und die Welt vergißt seinen Namen nicht, vergißt nicht,
die Flamme war in Hiroshima. |
Biografie von Marie Luise Kaschnitz |
KASCHNITZ, Marie Luise (eig. Freifrau von Kaschnitz-Weinberg),
* 31.1. 1901 in Karlsruhe, + 10.10. 1974 in Rom. - K. schuf in
knapper, doch eindringlicher Sprache bedeutende Prosawerke und
lyrische Gedichte. Sie wuchs als Tochter eines Offiziers (von
Holzing-Berstett) in Potsdam und Berlin auf. Nach dem Lyzeumbesuch
wurde sie Buchhändlerin in Weimar, dann in München und schließlich
in Rom. Hier lernte sie auch ihren künftigen Mann kennen, der
als Archäologe tätig war. Nach der Heirat 1925 lebte sie als Frau
des Guido v. Kaschnitz-Weinberg dort, wo er lehrte, nämlich in
Königsberg 1932-1937, dann in Marburg 1937-1941, dann in Frankfurt
und Rom, 1953-1958. Nach dem Tode ihres Mannes lebte K. in Frankfurt,
wo sie 1960 Vorlesungen über Poetik halten konnte. Sie begleitete
ihren Mann auf den verschiedenen Studienreisen durch Griechenland,
den Orient und durch Nordafrika. Die Begegnung mit der Antike
wurde wesentlich für ihr literarisches Schaffen (vgl. »Griechische
Mythen«, 1941, »Die Umgebung von Rom«, 1960, u. a.!). - Autobiographisch
war der erste Roman »Liebe beginnt«, der 1933 veröffentlicht wurde.
Das Schicksal eines Mädchens in der Pubertät wurde 1937 in »Elissa«
dargestellt. Diese Werke sind heute ziemlich vergessen. 1945 begann
- unter dem Eindruck des Endes des zweiten Weltkrieges - mit der
Essaysammlung »Menschen und Dinge« der eigentliche Durchbruch.
Diese zwölf Essays erschienen 1946 und erregten wegen ihrer Eindringlichkeit
großes Aufsehen. 1947 erschienen mit noch größerer Wirkung zwei
Lyrikbände »Gedichte« und »Totentanz und Gedichte«. Gleichnishaft
und klar werden tiefe Eindrücke aus dem Krieg wiedergegeben. K.
wagte es, die Schrecken, aber auch die Hoffnung in einer Zeit
aufklingen zu lassen, wo man nur vergessen wollte. Damit wird
auch das religiös gestimmte »Dennoch« geschenkt. Einen Höhepunkt
auf dieser Linie war das Requiem »Rückkehr nach Frankfurt« (1947).
Wesentlich für die Ausdruckskraft der Dichterin wurde die Prosasprache:
Essays und kürzere Geschichten verweisen eindringlich auf hintergründige,
menschliche Schicksale. Zu erinnern sei an die Betrachtungen »Engelsbrücke«
(1955) und an die Sammlung mit einundzwanzig Erzählungen »Lange
Schatten« (1960). Der Tod des Mannes konnte nur bewältigt werden
durch die Vergegenwärtigung des Leidens: »Dein Schweigen - meine
Stimme« von 1962 ist bis heute ein oft gelesener Lyrikband. Dabei
wird das Leiden der gesamten Kreatur mit einbezogen - eine biblische
Grundeinsicht (vgl. Röm. 8, 19)! Die Gegenwart wurde aber nie
ausgeklammert, sondern hintergründig durchleuchtet, wie es in
der äußeren Form eines Tagebuches in »Tage, Tage, Jahre« (1968)
besonders klar zum Ausdruck kommt. Hinter persönlichen Notierungen
erscheinen weltpolitische Bezüge. Zeitkritisches vermengt sich
wohlgezielt mit persönlichen Erinnerungen. Solche Notizen überzeugen
(vgl. die Auflagenziffer von 5 in zehn Jahren!). Derartige stilistische
Meisterleistungen wurden vorbereitet mit der Durchdringung einer
kürzeren Lebensepoche der Dichterin wie in den »Aufzeichnungen«,
»Wohin denn ich« (1963). Die Synthese von sparsamen Ausdrucksmitteln
in der Prosa mit der Analyse menschlichen Seins und Zusammenlebens
zeigt sich besonders eindringlich in der »Beschreibung eines Dorfes«
(1966). Von hier wird eine Brücke geschlagen zu den Spätaufzeichnungen
(zum Teil Nachlaßpapiere) »Orte und Menschen«, ein Werk, das mit
authentischer Anordnung der Aufzeichnungen posthum 1986 herausgegeben
wurde. In den späteren Gedichten »Kein Zauberspruch« (Sammlung
von 1962-1972) dient verdichtete Sprache zur Anklage gegen die
Bedrohung der Menschheit durch Technisierung und Vermassung (vgl.
das gegenwärtige Los im »Spital« - im gleichnamigen Gedicht).
Hineingewobene christlich-religiöse Elemente spiegeln das Suchen
und Hoffen der Dichterin wider, was auch besonders in den Hörspielen
zum Ausdruck kommt (vgl. »Der Zöllner Matthäus«, 1956). - K. erhielt
zahlreiche Ehrungen. 1955 bekam sie den Georg-Büchner-Preis, 1957
den Immermann-Preis. Mit der Friedensklasse des Ordens Pour le
Mérite wurde sie 1967, mit der Ehrendoktorwürde der Philosophischen
Fakultät der Universität Frankfurt 1968 ausgezeichnet. 1970 bekam
sie den Hebel-Preis. K. war Mitglied des PEN, der Akademie der
Wissenschaften und der Literatur in Mainz, der Bayerischen Akademie
der Schönen Künste wie der Deutschen Akademie für Sprache und
Dichtung. 1960 hatte sie auch die Professur für Poetik an der
Universität Frankfurt inne. Sie starb im Oktober 1974.
Autor: Wolfdietrich von Kloeden
Biografisch-Bibliografisches Kirchenlexikon
www.bautz.de/bbkl
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|